Unter kritischen Rohstoffen bezeichnet man alle Rohstoffe, welche für Zukunftstechnologien wirtschaftlich wichtig sind, jedoch mit einem hohen Versorgungsrisiko verbunden sind. Dies rührt durch eine Abhängigkeit von Importen, potenziellen Engpässen und Handelsbeschränkungen in Drittländern. Ein Großteil dieser Rohstoffe findet sich in den Traktionsbatterien und Elektromotoren von Elektrofahrzeugen. Im Folgenden gewähren wir einen kurzen Überblick über die wichtigsten kritischen Ressourcen, deren Nutzen, Herkunft und gegebenenfalls auch Probleme.
Lithium
Lithium kommt als Bestandteil der Kathode, Anode und als Elektrolyt in sämtlichen Lithium-Ionen-Batterien vor. Für eine durchschnittliche 60 kWh-Batterie werden ca. 6 kg Lithium benötigt – bei einem Gesamtgewicht von etwa 400 kg. Zwar sind die globalen Reserven für den Hochlauf ausreichend, doch aktuell kann es zu Engpässen kommen – dementsprechend hoch ist auch der Preis. Ein Ausbau der Förderkapazitäten und Recycling (siehe das Kapitel “Grundlagen des Batterie-Recyclings”) sind notwendig, der Recycling-Anteil ist bisher sehr niedrig. Ein Großteil des Lithiums stammt aus Australien, Chile und der Volksrepublik China, wobei jedoch der Großteil in China raffiniert wird. Die größten Reserven finden sich in Australien und in den Salzwüsten und -seen Chiles. Langfristig wird der Bedarf durch den Einsatz anderer Batteriechemien (z.B. Natrium-Ionen- oder Eisen-Luft-Batterien) und besserer Recycling-Methoden sinken.
Kobalt
Kobalt (auch Cobalt) wird in den Kathoden verschiedener Lithium-Ionen-Batterietypen genutzt. Für eine durchschnittliche 60 kWh-Batterie werden ca. 5 kg Kobalt benötigt. Drei Viertel des Kobalts kommen aus der politisch instabilen Demokatischen Republik (DR) Kongo, wo es teilweise unter menschenwidrigen Bedingungen und mithilfe von Kinderarbeit im Kleinbergbau abgebaut wird. Gefördert wird auch in Russland und Indonesien – hier finden sich neben der DR Kongo und Australien auch noch einige Anteile der weltweiten Reserven. Wie beim Lithium konzentriert sich die Raffination des Kobalts hauptsächlich auf China. Zukünftige Batterien kommen mit weniger oder gänzlich ohne Kobalt aus. Auch die schon vergleichsweise hohe Recyclingquote von über 30 % wird sich zukünftig steigern und den Bedarf ausgleichen.
Nickel
Auch Nickel ist ein wichtiger Bestandteil in den Kathoden vieler Lithium-Ionen-Batterietypen. Im Gegensatz zu Kobalt wächst der genutzte Anteil jedoch immer stärker an: So befinden sich in einer durchschnittlichen 60 kWh-Batterie ca. 39 kg Nickel. Gefördert wird hauptsächlich in Indonesien und auf den Philippinen – wo sich die meisten Reserven befinden – sowie in Russland, wobei jedoch ein Großteil von der Stahlindustrie benötigt wird. Ein Drittel der Fördermenge wird in Indonesien raffiniert, ein Viertel in China. Durch die steigende Nachfrage müssen perspektivisch neue Ressourcen erschlossen werden.
Graphit
Im Alltag kennen wir das unscheinbare, grau-metallisch glänzende Mineral meist nur aus den Minen unserer Bleistifte. In den Anoden einer 60 kWh-Durchschnittsbatterie finden sich jedoch rund 52 bis 60 kg des Rohstoffs, was den größten Werkstoff-Anteil in dieser ausmacht. China ist hier mit Abstand führend in der Förderung und Raffination des natürlichen Flockengraphits, Reserven finden sich aber auch in Brasilien. Im Gegensatz zu den anderen kritischen Rohstoffen spielt neben dem Bergbau auch die synthetische Herstellung eine Rolle, und der Anteil an syntethischen Graphit steigt stetig. Durch den hohen Bedarf ist ein Ausbau der Förder- und auch Synthesemenge wichtig, wobei neuartige siliziumhaltige Anoden den Bedarf etwas verringern. Aufgrund der reichlich vorhandenen Menge spielt Recycling bisher noch keine große Rolle.
Mangan
Durchschnittlich 5 kg Mangan finden sich als namensgebender Bestandteil in Kathoden von Nickel-Mangan-Kobalt-(NMC)-Batterien. Für zukünftige High-Manganese-(Hi-Mn)-Batterien wird ein höherer Anteil dessen benötigt, aktuelle Batteriesysteme kommen jedoch mit immer geringeren Mengen des Übergangsmetalls aus. Die Hauptfördergebiete finden sich in der Kalahari Südafrikas, Gabun und Australien, über zwei Drittel des geförderten Mangans wird jedoch in China raffiniert. In diesen Ländern finden sich auch die größten strategischen Reserven, ein kleiner Anteil findet sich aber auch in Indien. Der Tiefsee-Abbau von Manganknollen (pdf-Download) wird zukünftig als mögliche Quelle für Mangan und auch Nickel, Kupfer und Kobalt erwogen. Dabei bestehen ökologische Risiken, da Eingriffe in die Tiefsee empfindliche Ökosysteme stören könnten.
Kupfer
Kupfer spielt eine wesentliche Rolle in der Elektromobilität. Rund 20 kg werden als Stromabnehmer in der Anode einer durchschnittlichen 60 kWh-Batterie verwendet. Es findet sich aber nicht nur in der Bordelektronik und in Ladekabeln wieder, sondern ist auch essentiell im Ausbau des Stromnetzes. Die Nachfrage und der Preis steigen deshalb weiterhin an – auch Engpässe sind denkbar, obwohl die weltweiten Vorkommen von Kupfer den prognostizierten Bedarf deutlich übersteigen. Allerdings verfügt Europa nur über begrenzte eigene Ressourcen und ist daher auf Importe angewiesen. Ein Viertel des weltweiten Kupfers wird in Chile gefördert, andere wesentliche Produzenten sind Peru und die DR Kongo. Wie auch bei vielen anderen kritischen Rohstoffen konzentriert sich die Raffination auf China, nur knapp 10 Prozent werden in Chile raffiniert. Kupferrecycling ist ein etablierter Prozess, so liegt die globale Recyclingrate bei knapp 50 Prozent. Neue Aluminium-Stromabnehmer in Natrium-Ionen-Batterien reduzieren den Kupferbedarf jedoch perspektivisch.
Seltene Erden
Seltene Erden sind in Wahrheit weder selten, noch eigentliche „Erden“, sondern eine Gruppe von 17 metallischen Elementen, die für moderne Technologien unverzichtbar sind. In der Elektromobilität werden diese in den Permanentmagneten der Elektromotoren genutzt. Hier finden sich hauptsächlich Neodym, aber auch Praseodym, Dysprosium und Terbium, welche zusammen 30 Prozent des Gewichtes des Magnetes ausmachen. Vor einigen Jahren stiegen die Preise für Seltenerdmetalle und ihre Verbindungen, was unter anderem auf den Anteil von über 90 Prozent zurückzuführen ist, den die Volksrepublik China an der globalen Förderung und Verarbeitung dieser Metalle innehat. Es existieren bereits Elektromotoren (z.B. Asynchron-Motoren), die gänzlich ohne seltene Erden auskommen oder den Anteil schwerer seltener Erden (Terbium und Dysprosium) reduzieren. Auch gibt es bereits Prozesse, um seltene Erden aus Magneten zu recyclen. Jedoch mangelt es oftmals noch an Rücknahmesystemen und Abnehmern und gilt als noch nicht wirtschaftlich.
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