Die kommunale Wärmeplanung ist in Rheinland-Pfalz längst keine Theorie mehr: 114 Kommunen haben eine Förderung für kommunale Wärmepläne nach der Kommunalrichtlinie des Bundes beantragt; 20 von ihnen haben bereits eine Bewilligung erhalten. Sie befinden sich im Moment in der Bestandsanalyse der kommunalen Wärmeplanung. Da diese eine ganz besondere Herausforderung beinhaltet - die Datenbeschaffung - haben sich viele Kommunen für Unterstützung an das Referat Nahwärme der Energieagentur Rheinland-Pfalz gewandt. Deshalb wurde dieses Thema am 04. März 2024 in den Fokus des 5. landesweiten Netzwerktreffens „Kommunale Wärmeplanung Rheinland-Pfalz“ gerückt. Auch ein Schornsteinfeger kam zu Wort, um über die Datengrundlage der Feuerstätten zu referieren.
KWW erstellt weiteres Unterstützungsangebot für die Datenbeschaffung
Welche Daten werden für die Kommunale Wärmeplanung (KWP) benötigt? Wer kann diese zur Verfügung stellen? Darauf ging zunächst Bianca Gebhardt, Expertin für Stadtplanung und Gebäudedaten bei der KWW, ein. Sie hob insbesondere Anlage 1 zu § 15 WPG hervor. Diese listet auf, welche Daten die planungsverantwortliche Stelle der Kommunale Wärmeplanung erheben darf. Als weitere Unterstützung stellte Gebhardt den Datenkompass der KWW vor. Dieser fasst für jedes Bundesland zusammen, welche Organisationen die jeweiligen Daten liefern können und in welcher Qualität (Granularität) sie von den Kommunen angefragt werden sollten. Der Datenkompass für Rheinland-Pfalz soll in Kürze bei der KWW abrufbar sein.
Stadt Ludwigshafen bereits mitten in der Bestandsanalyse
Als Praxisbeispiel wurde die Stadt Ludwigshafen und deren Prozess im Rahmen der KWP vorgestellt. Ludwigshafen hat den großen Vorteil, eng mit den Technischen Werken (TWL) zusammenarbeiten zu können, die wichtige Daten rund um die Wärmebedarfe zur Verfügung stellen. Ein externes Planungsbüro begleitet die Stadt auf dem Weg zum Wärmeplan; die Projektleitung liegt bei der Stabsstelle Klimaschutz des Bau- und Umweltdezernats der Stadtverwaltung. Mit Start der Förderlaufzeit der KWP am 01. Oktober 2023 wurde laut Edith Kindopp, Sachbearbeiterin Klimaschutz der Stadt Ludwigshafen, auch direkt mit der Datenbeschaffung begonnen. Während ihres Vortrags ging sie auf Hürden im Prozess ein, insbesondere, da Ludwigshafen als eine der ersten Städte in Rheinland-Pfalz mit der KWP begonnen hat. Sie zeigte den Teilnehmenden auf, welche Unterstützungsangebote ihr und den verantwortlichen Kolleg:innen beim Überwinden der Herausforderungen weitergeholfen haben. Besonders die Teilnahme an Bürgerveranstaltungen hob sie hervor, da es ihr einen Perspektivwechsel erleichterte und die Akzeptanz der kommunale Wärmeplanung in der Bevölkerung stärkte.
Landesschornsteinfegerinnung verfügt über Daten, steht aber auch vor Hürden
Während der Bestandsanalyse sind die Schornsteinfeger ein wichtiger Ansprechpartner, da ihre Kehrbücher u. a. die Daten der Feuerstättenart, deren Brennstoff, die Nennwärmeleistung und Alter der Anlage enthalten. Marco Villmann, Landesinnungsmeister des Schornsteinfegerhandwerks Rheinland-Pfalz, betonte jedoch, dass es noch keine gesetzliche Regelung für eine landeseinheitliche Datenabfrage gebe. Dies führe dazu, dass die Kommunen unterschiedliche Daten abfragten. Folglich sei die Datenbereitstellung aktuell noch sehr aufwendig und daher auch kostenintensiver als nötig. Zudem sei noch unklar, wem und wie die Daten zur Grundlage der KWP bereitgestellt werden sollen. Um der DSGV Sorge zu tragen, muss eine gebäudescharfe Ausweisung eventuell vermieden werden. Bis gesetzliche Regelungen in Rheinland-Pfalz vorhanden seien, schlug er als Lösungsansatz eine Anlehnung an die Vorgehensweise aus dem Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württembergs vor (§ 33 Abs. 2 KlimaG BW), die zudem eine programmierte Auswertung ermögliche.
Das Netzwerktreffen bestätigte nochmals, dass sich viele Kommunen mit der Datenbeschaffung schwertun und, bis ein entsprechendes Landesgesetz vorliegt, eine vorübergehende Lösung benötigt wird. Im Nachgang der Veranstaltung erarbeiteten die Experten der Energieagentur Rheinland-Pfalz und der Landesinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks Rheinland-Pfalz (LIV RLP) daher gemeinsam ein Musterverfahren
1. Die Kommune fragt die benötigten Daten beim LIV RLP an
2. Der LIV RLP gibt die Anfrage an den/die zuständige/n Bezirksschornsteinfeger:in weiter
3. Der/die Bezirksschornsteinfeger:in stellt die Daten zusammen und übermittelt sie an die Kommune
Nächster Schwerpunkt: Der Energieleitplan der Stadt Karlsruhe
Das 6. landesweite Netzwerktreffen „Kommunale Wärmeplanung Rheinland-Pfalz“ wird Ende April 2024 stattfinden. Katharina Reinholz wird dort den Energieleitplan der Stadt Karlsruhe vorstellen. Das auf interaktiven Karten basierende Planungsinstrument enthält für das gesamte Stadtgebiet Analysen zum Wärme- und Strombedarf und dessen Deckung nach Energieträgern. Gleichzeitig werden Potenziale regenerativer Energien für die lokale Wärme-, Kälte- und Stromversorgung aufgezeigt.
Bei Interesse wenden Sie sich bitte an nahwaerme@energieagentur.rlp.de.
Weitere Informationen erhalten Sie beim Förderreferat und dem Referat Nahwärme der Energieagentur Rheinland-Pfalz.
Kurzinfo:
5. Landesweites Netzwerktreffen „Kommunale Wärmeplanung Rheinland-Pfalz“
Datum: 04.03.2024
Kooperationspartner: Kommunale Spitzenverbände, Verband kommunaler Unternehmen, KWW, Landesinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks Rheinland-Pfalz
Teilnehmer: ca. 120
Referenten: Bianca Gebhardt, KWW
Edith Kindopp, Stadt Ludwigshafen
Marco Villmann, Landesinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks Rheinland-Pfalz