Anlieger atmen auf: Strom statt Diesel

Emissionseinsparungen am Koblenzer Peter-Altmeier-Ufer durch Landstromversorgung (Grafik: Koblenz-Touristik / Stadt Koblenz)

Die Stadt Andernach unternimmt einen zweiten Anlauf. Nachdem bereits einmal der Plan gescheitert war, die Landungsbrücken am Rhein mit Strom-Verteilern auszustatten, hat nun die Verwaltung die Haushaltskontrolleure von der Wirtschaftlichkeit der Investition überzeugen können und ein Stadtratsbeschluss ebnete den Weg für eine konkrete Planung. Herauskommen soll eine Anlage, die mit dem Vorbild der Stadt Koblenz vergleichbar sein wird. Profiteure werden ufernah wohnende Menschen und dort angesiedelte Gastronomiebetriebe sein – und vor allem die Umwelt.

Denn der Ausstoß von Treibhausgasen ist auch während der Liegezeiten von Schiffen erheblich. Ob Gütertransport oder „Weiße Flotte“: Sie alle benötigen für den Betrieb der Technik an Bord ständig Energie – und ohne Stromanschluss bleibt nur das weiterlaufenlassen von Dieselaggregaten. Die Stadt Koblenz hat deshalb bereits vor Jahren, zur Bundesgartenschau 2011, in die Stromversorgung am Peter-Altmeier-Ufer investiert; im vergangenen Jahr wurden die Anlagen umfassend modernisiert und erweitert, von Bund und Land mit 80 Prozent Fördersumme bezuschusst.

„Die Schifffahrt ist für den Tourismus und den Gütertransport in Rheinland-Pfalz von zentraler Bedeutung. Mit dem Einstieg in die Landstromförderung in Koblenz machen wir die Schifffahrt attraktiver und die Luft an den Anlegestellen sauberer“, erklärte der damalige Landesverkehrsminister Volker Wissing den Förderbescheid. Man setze auf „eine emissionsarme und klimaschonende Energieversorgung der Schiffe“ und stärken damit den Tourismus- und Wirtschafstandort Rheinland-Pfalz.

291.233 Euro für Koblenz war dies der Landesregierung im vergangenen Jahr wert, 873.698 Euro kamen vom Bund aus dem „Energie- und Klimafonds zur Planung und zum Bau von Landstromanlagen“. Mit bis zu 1.600 Schiffsanläufen jährlich allein am Moselufer gilt Koblenz laut Landeswirtschaftsministerium als zentrale Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe in Rheinland-Pfalz. Für alle diese Schiffe ist an den Koblenzer Liegeplätzen die Nutzung der Stromanschlüsse verpflichtend – so werden pro Jahr in der Koblenzer Altstadt der Ausstoß von fast 900 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) vermieden. Weniger Lärm- und Abgasbelastung für die Menschen am Ufer kommen dazu.

Dem Koblenzer Beispiel folgen inzwischen weitere Strom-Anlieger. So steht eine Planung für den Mainzer Hafen an, ist aber noch nicht so weit fortgeschritten wie die Planung der Andernacher. Dort rechnet man mit rund 3 Millionen Euro Investitionssumme, wenn man dem Koblenzer Muster folgt. Genaue Zahlen kann erst die derzeit laufende Arbeit eines Fachbüros liefern – und die werden dann auch Grundlage sein für die Förderung von Bund und Land.


Info: Daten der Koblenzer Anlage

  • 2 unterirdische Trafostationen mit einer Gesamtleistung 5000 Kilovoltampere
  • Versorgung von 8 Schiffen mit je 800 Ampere (pro Schiff zwei Powerlockanschlüsse à 400 Ampere), sechs davon mit Anschlussverpflichtung
  • 2 Plätze gehören dem Bund, werden vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) verantwortet und aktuell von Frachtschiffen genutzt. Hier arbeitet Koblenz-Touristik als Betreiber an einer Anschlussverpflichtung; bislang ist der Anschluss hier für die Frachtschiffe nur fakultativ, es entscheidet letztlich die Bundesbehörde.

Über die konkreten Emissionseinsparungen informiert die Grafik oben. Die Einsparungen basieren auf der 2019 über die Anlage an Hotelschiffe gelieferten Strommenge. Die Einsparung dürfte künftig höher ausfallen.   


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