Mit einem professionellen Energiemanagement können Verbräuche und damit einhergehende Kosten dauerhaft gesenkt werden, „15 bis 30 Prozent, je nach Vorbedingungen, können damit gespart werden. Gleichzeitig können Kommunen ihre eigenen Klimaschutzziele konsequent verfolgen und Erfolge dokumentieren“, erklärt Alexander Kuhn, Referent Kommunales Energiemanagement bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz.
Vom Energiebericht zum digitalen Energiemanagement
Schon vor der Ahr-Flut 2021 war der Wunsch nach Transparenz beim Energieverbrauch in der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler vorhanden. „Die Daten wurden händisch erfasst und damit ein Energiebericht erstellt. Zumindest zum Teil, denn das war aufwändig und durch mangelnde Kapazitäten nur begrenzt möglich“, erinnert sich die städtische Klimaschutzmanagerin Angela Amatulli.
Nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 blieb für eine händische Datenerfassung keine Zeit mehr. Zahlreiche Gebäude – auch städtische Liegenschaften - waren zerstört. Diese möglichst energieeffizient wiederaufzubauen und auch für bestehende Gebäude die Energieeffizienz zu erhöhen, war und ist erklärtes Ziel der Stadtverwaltung.
Verbrauch erfassen, Einsparpotenzial identifizieren
Amatulli benennt die Beweggründe, ein digitales Energiemanagement aufzubauen: „Damit kann der Verbrauch einzelner Liegenschaften systematisch ermittelt und erfasst werden. Diese Daten können wir mit einer Software analysieren und so Einsparpotenziale identifizieren und die Erkenntnisse für die weitere Planung nutzen. So dass künftig Fakten und Zahlen Entscheidungen, etwa bei Sanierungen, untermauern.“
Mit diesem Thema traf die Klimaschutzmanagerin auf offene Ohren: In der Verwaltung wie auch beim Bürgermeister und im Stadtrat wurde die Schaffung eines Energiemanagements befürwortet. Es folgten Beratungsgespräche mit der Energieagentur Rheinland-Pfalz im Rahmen des Kommunalen Klimapakts und gemeinsam wurde das Projekt konkretisiert.
Stand der Dinge
Im Frühjahr 2023 stellte die Stadt Christoph Knechtges als Energiemanager ein, mit der Aufgabe, ein Energiemanagement aufzubauen und umzusetzen. Dazu zählt, eine geeignete Software zu finden und zu implementieren, die eine digitale Erfassung und Auswertung ermöglicht. Stadtweit sorgt nun ein LORA-Netzwerk (Long range area network) dafür, dass Daten auch über größere Strecken digital ausgelesen werden können. Und zwar für alle 110 städtischen Liegenschaften.
„Aktuell werden die Stromzähler digitalisiert, anschließend kann die Software mit den Daten gefüttert werden. Dann kann man auch prüfen, wo erste Maßnahmen umgesetzt werden können. In der Folge werden auch Wasser und Wärme einbezogen, das ist aber aufwändiger“, berichtet Knechtges über den Stand der Dinge. Bis 2026 soll das System umgesetzt sein, derzeit liege man gut in der Zeit.
Mit der Software können perspektivisch auch andere Daten erfasst, gemanagt und ausgewertet werden. Klimaschutzmanagerin Amatulli konkretisiert: „Straßenbeleuchtung, Parkleitsysteme, Sensoren an Regenrückhaltebecken. Das sind nur einige Beispiele, wie unsere digitale Lösung in Zukunft auf andere Bereiche ausgeweitet werden kann“.
Aufwand, der lohnt
Die Einrichtung und Umsetzung eines Energiemanagements sind aufwändig und erfordern finanzielle Investitionen. Aber der Aufwand lohnt: Nach der Umsetzung zeigt die Software genau, wo und wann wieviel Ressourcen verbraucht wurde. Diese Infos lassen Rückschlüsse zu. Der Energiemanager nennt Beispiele: „Ist zum Beispiel der Wasserverbrauch exorbitant hoch, kann das auf einen Rohrbruch hindeuten. Oder wenn wir am Wochenende in der Schule sehr viel Energie verbrauchen, dann sollte man die Heizanlage und deren Einstellungen überprüfen“. Ebenso kann man Ableitungen treffen, wo und inwiefern Sanierungen, etwa Dämmung oder Fenstertausch sinnvoll sind und was die Maßnahme an Einsparung gebracht hat (Vorher-Nachher-Vergleich).
Durch die Reduzierung der Verbräuche und damit der Kosteneinsparung amortisieren sich die Investitionen relativ schnell. Und: Umwelt und Klima profitieren immens – schon in diesem Sinne eine lohnenswerte Investition.
Kommunale Klimaoffensive
Um die Klimaziele in Rheinland-Pfalz zu erreichen, hat die rheinland-pfälzische Landesregierung 2023 eine kommunale Klima-Offensive gestartet. Ein Teil davon ist der Kommunale Klimapakt (KKP), der den teilnehmenden Kommunen eine maßgeschneiderte Beratung durch die Energieagentur Rheinland-Pfalz und das Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen bietet.
Das Kommunale Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (KIPKI) stellt den Kommunen insgesamt 250 Mio. Euro für Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zur Verfügung. Diese Instrumente ermöglichen die Initiierung und Umsetzung zahlreicher Projekte in den rheinland-pfälzischen Kommunen.