In der Schule wird das Spicken der Schülerinnen und Schüler gar nicht gerne gesehen; im Klimaschutz hingegen ist, laut der rheinland-pfälzischen Klimaschutzministerin Katrin Eder, Abschreiben ausdrücklich erwünscht. Am vergangenen Freitag startete das Projekt „Klimaschutz in kleinen Kommunen und Stadtteilen durch ehrenamtliche Klimaschutzpat:innen“ (KlikKS) offiziell in acht Bundesländern und Regionen: Im Saarland, in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Berlin werden künftig mehr als 200 ehrenamtliche Patinnen und Paten Klimaschutzmaßnahmen in ihren Kommunen und Stadtteilen entwickeln, vorantreiben und umsetzen. Viele Projekte können dabei als Blaupause für andere Klimaschutzpatinnen und -paten dienen.
Klimaschutz muss in die Fläche getragen werden
Allein in Rheinland-Pfalz gibt es mehr als 2.300 Gemeinden. Viele dieser Kommunen sind klein, die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister ehrenamtlich tätig. Klimaschutz ist hier nur eines unter vielen Themen. Wenn er aber auch in diesen Gemeinden ankommen soll, brauche es Kümmerer, die ihn in die Fläche tragen, so die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Rahmen einer von NRW.Energy4Climate und der Energieagentur Rheinland-Pfalz initiierten Online-Veranstaltung zum bundesweiten Auftakt des KlikKS-Projekts.
„Genau hier setzt das Projekt an: ehrenamtliche Klimaschutzpatinnen und -paten werden zu Treibern, Kümmerern und Multiplikatoren. Als Treiber sorgen sie dafür, dass die Ortspolitik sich mit Klimaschutzthemen beschäftigt; als Kümmerer tragen sie dazu bei, dass Ideen weiterverfolgt werden. Und als Multiplikatoren gewinnen sie Mitstreiter für den Klimaschutz. So sorgen sie letztendlich dafür, dass Klimaschutz vor Ort keine abstrakte Idee bleibt, sondern zu einem Umsetzungsthema wird“, ist Sabrina Wolf, Regionalmanagerin KlikKS bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz und eine der Koordinatorinnen des Bundesprojekts, überzeugt.
Nils Krüger ergänzt: „Wir unterstützen die Klimaschutzpatinnen und -paten im Projektverlauf nach Kräften. Alle beteiligten Energieagenturen kümmern sich um die Aktiven, schulen und vernetzen sie miteinander. Dadurch stellen wir sicher, dass gute Projekte Schule machen und den Weg auch in andere Ortsgemeinden, Stadtteile und Bundesländer finden.“ Krüger ist ebenso wie Wolf Regionalmanager KlikKS und Koordinator des Bundesprojektes.
Wissen um Klimapsychologie hilft den Patinnen und Paten
Laut Lea Dohm von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit sind sich alle demokratischen Parteien darüber einig, dass es eine Klimakrise gibt. Auch sei grundsätzliches Wissen darüber vorhanden, allerdings würden die Menschen oft nur die Spitze des Eisbergs sehen. Dabei sei es wichtig, Probleme zu erkennen. Denn nur so kämen Menschen ins Handeln. „Auch hier setzt das KliKS-Projekt an: Indem Gleichgesinnte sich beim Klimaschutz zusammentun und an einem Strang ziehen, gewinnen sie an Wirkkraft“, so Sabrina Wolf. Nils Krüger ergänzt: „Die Zusammenarbeit von Aktiven mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen stärken die interdisziplinäre Diskussion und Lösungsfindung.“ Für Dohm ist es wichtig ins Handeln zu kommen, denn die Aktiven müssten erfahren, dass ihr Handeln durchaus Wirkung entfalte. Darüber hinaus müsse die Klimakommunikation, um möglichst viele Menschen zu erreichen, auch in den Sozialen Medien geführt werden. Klimaaktive müssten zudem mehr Deutungshoheit gewinnen, beispielsweise indem sie Falschaussagen korrigieren.
Rheinland-pfälzisches Pilotprojekt KlikK aktiv war die Blaupause für das Bundesprojekt KlikKS
Mit dem Pilotprojekt Klimaschutz in kleinen Kommunen durch ehrenamtliche Klimaschutzpaten (KlikK aktiv) wurde in Rheinland-Pfalz dieser Ansatz in den Jahren 2018 bis 2021 erstmals erprobt. Im Rahmen von KlikK aktiv wurden in Rheinland-Pfalz 44 ehrenamtliche Klimaschutzpatinnen und -paten gefunden. Sie haben in 37 Kommunen insgesamt 178 Klimaschutzprojekte durchgeführt. Rund 20 Millionen Euro an Investitionen in den Klimaschutz sind dadurch angestoßen worden und die regionale Wertschöpfung wurde gestärkt. Jährlich werden seither rund 15.000 Tonnen CO2 eingespart.
Der Erfolg dieses Pilotprojektes hat letztlich dazu geführt, die Idee bundesweit in die Fläche zu tragen. Das KlikKS-Projekt wird bis Februar 2025 in insgesamt sieben Bundesländern und Berlin durchgeführt. Als Projektpartner beteiligt sind die ARGE Solar e. V. (Saarland), die Berliner Energieagentur, der Verband der regionalen Energie- und Klimaschutzagenturen Baden-Württemberg, die Landesenergie- und Klimaschutzagentur Mecklenburg-Vorpommern, die Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur, die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen, NRW.Energy4Climate – Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz und die Energieagentur Rheinland-Pfalz. Das Projekt wird von der Nationalen Klimaschutz-Initiative mit Fördermitteln in Höhe von 2.542.471 Euro unterstützt.