Die Antriebswende ist im vollen Gange, und ein weiterer Aspekt des technologischen Wandels in der Mobilität ist der autonome Verkehr. Dies war der Anlass, dass sich das diesjährige Treffen des Netzwerks Elektromobilität in Rheinland-Pfalz mit der Thematik befasste. Denn es stellen sich viele Fragen in dem Zusammenhang; beispielsweise, welche Bedingungen für das automatisierte Fahren erfüllt sein müssen und in welcher Art und Weise E-Mobilität, Klimaschutz und autonomer Verkehr zusammenhängen.
Automatisierung im öffentlichen Verkehr
Dr. Michael Krail, Leiter des Geschäftsfelds Mobilität beim Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, stellte zunächst den Status Quo der Automatisierung im Straßenverkehr dar mit dem Fokus auf den öffentlichen Verkehr. Bislang gab es in Deutschland im Bereich autonomer Shuttles einige Demonstrationsvorhaben. In Rheinland-Pfalz zählt dazu das Projekt „EMMA“ der Mainzer Mobilität sowie der autonome Shuttle-Service am Hambacher Schloss. Künftig sei damit zu rechnen, dass sich sogenannte Robo-Taxis insbesondere in den größeren Städten zusehends ausbreiten werden, so Dr. Krail. Dies steht auch im Zusammenhang mit der Einführung der Automatisierungsstufe „Level 4“, bei dem das System im spezifischen Anwendungsfall alle Situationen automatisch bewältigen kann. Trotz technischer Fortschritte bestehen noch einige Herausforderungen, wie die Interaktion mit menschlich gesteuerten Fahrzeugen, Schutz vor Eingriffen von außen und ein effizienter Umgang mit Big Data, da Level-4-Fahrzeuge bis zu 19 Terabyte Daten pro Stunde erzeugen.
Autonomes Fahren und Arbeiten bei Nutzfahrzeugen
Anschließend referierte Dr. Martin Thul, Geschäftsführer der Commercial Vehicle Cluster – Nutzfahrzeug GmbH, zum Thema Autonomes Fahren und Arbeiten bei Nutzfahrzeugen. Dabei machte er dessen Potenzial in der Landwirtschaft deutlich: Autonome Landmaschinen können durch eine höhere Fahrgeschwindigkeit und moderne Satellitentechnik bis zu 320 Saatkörner pro Sekunde exakt ausbringen und die Position genau dokumentieren. Auch bei Baumaschinen wurde am Beispiel einer autonom fahrenden Verdichterwalze klar, dass der Nutzen sowohl in einer optimalen Fahrstrategie als auch wiederum in einer exakten Datenerfassung liegt. Damit ermöglicht autonomes Fahren im Nutzfahrzeugbereich allgemein eine schnellere wirtschaftliche Verwertung technischer Lösungen. Dennoch bestehen hier, wie auch im Pkw-Bereich, einige Herausforderungen, die für einen flächendeckenden Einsatz in Zukunft bewältigt werden müssen.
Autonomes Fahren und E-Mobilität
Im zweiten, interaktiven Teil des Online-Netzwerktreffens hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich an Umfragen zu beteiligen und sich mit den Referenten zur Thematik auszutauschen. Dabei zeigte sich, dass die größten Herausforderungen in den Bereichen Cybersicherheit und Akzeptanz gesehen werden. Andererseits sehen die Teilnehmenden Potenziale für die autonome Mobilität von morgen vor allem hinsichtlich Komfort und Effizienz. Dr. Michael Krail erläuterte in dem Zusammenhang, dass autonome Fahrzeuge trotz des hohen Datenverbrauchs weniger Energie benötigen als konventionelle Systeme und dass auch eine Verbindung zur E-Mobilität besteht, denn künftig werden die Hersteller autonomer Fahrzeuge voraussichtlich nahezu vollständig auf alternative Antriebe setzen.
Die Aufzeichnung der Vorträge können Sie sich auf unserem YouTube-Kanal anschauen. Zudem finden Sie auf der Webseite der Lotsenstelle für alternative Antriebe weitere Informationen zum Netzwerk Elektromobilität in Rheinland-Pfalz.