Ehrenamtlicher Klimaschutz in Kommunen

Klimaschutzpate Thomas Kohl, Bild: Thomas Kohl

Mit dem Internationalen Tag des Ehrenamtes wird jährlich ehrenamtliches Engagement anerkannt und gefördert. Zahlreiche Menschen engagieren sich ehrenamtlich und bewirken mit Einsatz und Herzblut viel Gutes. 
So sind auch im Klimaschutz zahlreiche Menschen ehrenamtlich tätig, in Rheinland-Pfalz beispielsweise als ehrenamtliche Klimaschutz-Paten im Rahmen des Projekts KlikKS. 
Einer davon ist Thomas Kohl, ehrenamtlicher Klimaschutzpate in seiner Heimatgemeinde Geilnau. Dort ist der enagnierte Klimasschutzpate sehr umtriebig und initiiert gemeinsam mit vielen weiteren Freiwilligen und Akteuren wie auch der Kommune tolle Projekte. Ein Beispiel: Die Aufwertung der Streuobstwiesen der Gaaler Heide. 
Was genau bedeutet Ehrenamt im Klimaschutz und was kann man damit bewirken? Das beantwortet Thomas Kohl im Interview:

Was ist das Besondere am Ehrenamt im Klimaschutz?
Vielleicht, dass es so selbstverständlich und nachvollziehbar optimistisch ist: Ich bin sehr dankbar, mit diesem Ehrenamt eine hohe, lokale Wirksamkeit für den Klimaschutz erzielen zu können. Eine Art Sichtbarkeit für den Aktionsradius bei diesem Thema, dem viele Menschen auf Grund der Komplexität und der Größe oft resignativ begegnen: "Hier passiert etwas ganz Konkretes, Greifbares vor Ort, dank der Initiative engagierter Menschen."

Wie bewerten Sie die Wichtigkeit der ehrenamtlichen Arbeit im kommunalen Klimaschutz und was ist für ein Gelingen wichtig?

Das können wir, so glaube ich, gar nicht hoch genug einschätzen: Der wahrnehmbare und erlebbare Handlungsoptimismus überträgt sich auf Dritte. Die Klimaschutzfrage wird vor Ort als handfest zukunftsorientiert wahrgenommen, und vor allem zeigt sich der sichtbare, fühlbare, auf jeden Fall erkennbare Zugewinn. Die häufige Verlusterfahrung der Naturgesundheit oder die regulierende Einschränkung zur Erreichung von Klimaschutzzielen erhält damit eine Gegenerzählung.
Das Handeln und vor allem das Motivieren, die Teilnahme Dritter erfordert eine Grunddynamik der Maßnahmen und eine Umsetzungsfreude, eine Art Realisierungsbegeisterung für die Ideen - diese Handlungsdynamik ist in gewisser Weise die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen. Stehen am Anfang immer Zukunftswerkstätten wie die Machbarschaft, mit der ich in vor zwei Jahren begann, so ist es ganz wichtig, danach "zu liefern" und in einer hohen Frequenz die nächsten Schritte als logische Folge (und nicht als vage Ideen) erscheinen zu lassen, also die öffentlich sichtbare Dynamik zu nutzen.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Verwaltung bzw. den Bürger:innen?

Ausgezeichnet, ehrlich gesagt! Vielleicht liegt es an unserer Region, die naturschön seit gut zehn Jahren von einem sanften Tourismus und einem höheren Umweltbewusstsein profitiert? Diese Wertschätzung der Reisenden von außen stärkt das Bewusstsein für die besondere Naturschönheit des Lahntals, des Westerwaldes und des Taunus sehr. Die konkrete Zusammenarbeit hat aber sicher andere Gründe: das Thema Klimaschutz ist im ländlichen Raum und natürlichen Alltag stärker präsent als in der Stadt, findet quasi in den Gärten und in unserer Landschaft sichtbar statt. Man spricht darüber sehr konkret - und will tatsächlich einfach etwas tun. 
Das naheliegendste Beispiel sind die jährlichen, sehr erfolgreichen Umwelttage, an denen viele Menschen schlicht den Müll, den unsinnigen Abfall im Naturraum wahrnehmen - und wegräumen. Das Amt des Klimaschutzpaten erleben die Menschen sehr ähnlich: da räumt jemand für uns auf, sozusagen "unseren Mist, unsere Fehler" weg. Da macht man dann gerne mit. Ein anderer Grund für diesen Erfolg im lokalen Klimaschutz ist sicher die Konsensfähigkeit des Themas: Niemand zweifelt hier (zumindest öffentlich) an der Notwendigkeit, der Dringlichkeit des Themas. Für die Umsetzung und vor allem für die öffentliche Vorstellung (und Diskussion) der Projekte hole ich mir dann immer Fachleute aus der wissensbasierten Praxis: Technologieentwickler:innen und Ökolog:innen, Handwerker:innen und Forschende hinzu - und deren ansteckende Autorität zu den Handlungsfeldern im Klimaschutz. Zur Erhöhung des Umsetzungsvertrauens  bitte ich jedoch jedes Mal Menschen hinzu, die mit ihrer individuellen Art der besten Praxis überzeugen, ja, oft auch begeistern können: mit Christian Luxem von der Perspektive in Andernach, Thorsten Janning von der AÖR Nachhaltige Energien Aar-Einrich und Rolf Schmitt von der Neuen Dorfmitte im Ahrtal seien einfach einmal einige der besonders Überzeugenden genannt.

Wie wird Ihre Arbeit bei Ihnen vor Ort wahrgenommen?

Anfangs neugierig als eine leicht irreale Form von Utopie: gut gemeint, aber ... . Inzwischen ganz handfest auf drei Ebenen: Menschen mit gelungenen Projekten melden sich als Ideenstifter, die Regionalmedien, aber auch die Redaktionen z.B. des Deutschlandfunk, Tagesthemen etc. fragen nach dem aktuellen Stand (Was gibt`s Neues?), und Menschen und Vereine melden sich und bieten ihre Hilfe an. Ich frage, ehrlich gesagt, aber auch immer vor Ort nach oder steuere Handlungsideen bei, mache Klimaschutzvorschläge: bei der freiwilligen Feuerwehr, Umweltschutzverbänden, Schulen, Initiativen usw., ob sie evt. etwas Engagement beisteuern können, etwas, das nur sie können: Das Bewässern großer Flächen im Rahmen einer Feuerlöschübung, das ökologische Gemeinschaftsessen in Kindergärten, zu dem einmal wöchentlich Senior:innen hinzukommen dürfen, etc. .

Was muss passieren, um ehrenamtlichen Klimaschutz weiter voranzubringen?

Eine gute Öffentlichkeitsarbeit hilft, so eine Art positiver Journalismus, auch wenn der als parteiisch angesehen werden kann. Ich versuche gerade in jedem Ort unserer Region in einzelnen Gesprächen eine Klimaschutzpatin zu gewinnen, Menschen von der Niederschwelligkeit und Handhabbarkeit dieses bundesweiten Ehrenamtes zu überzeugen. Dazu gehört natürlich, dass all diese Gemeinden dem Klimapakt beitreten, was sowieso schon die meisten getan haben.