Am 15. Oktober 2022 informierten sich politische Vertreter und Bürger von Heimersheim gemeinsam mit der Stadtplanerin und dem Klimaschutzmanager der Stadt Alzey in Kappel und in Ellern über realisierte Nahwärmeprojekte. Viele Einblicke in die Entstehungsgeschichte bis hin zu künftigen Planungen gaben die Projektverantwortlichen.
Der öffentliche Startschuss des laufenden Projekts war die Bürgerversammlung in der Turnhalle Heimersheim. In dieser erläuterte Stefan Beyer, Referent der Energieagentur Rheinland-Pfalz, gemeinsam mit dem Klimaschutzmanager Marcel Klotz, warum das Thema Nahwärme für Heimersheim so relevant ist und welche Chancen sowie Herausforderungen ein solches Wärmenetz birgt. Rund 70 Leute hörten sich die Veranstaltung an und aus den Reihen der Bürger folgten viele Fragen.
Der in der Versammlung angesprochene Umfragebogen ging an alle Haushalte und bildet die zentrale Wissensbasis, ob es sinnvoll ist, das Projekt weiter auszuarbeiten. Eine Delegation aus Heimersheim und der Stadtverwaltung Alzey fuhr an zwei Orte, die bereits Nahwärmenetze realisierten. Nicht nur zu erkennen, wie Nahwärme aussieht, sondern auch Praxiserfahrungen zu erhalten, waren die Hauptmotivationen.
Die erste Gemeinde war Ellern. Ellern beheimatet rund 900 Einwohner und gehört zur Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen. Die Initiatorin war die Ortsgemeinde selbst. In der ersten Umfragerunde bekundeten rund 80 Bürger ihr Interesse, woraufhin eine Machbarkeitsstudie durchgeführt wurde. Das Fazit der Studie war es, die Dorfwärme sei unter den damaligen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wirtschaftlich darstellbar und wurde daher weiterverfolgt. Die Position als Bauherr und Betreiber übernahmen die kommun Stadtwerke Verbandsgemeindewerke von Simmern-Rheinböllen. Zentral stellt die Verbrennung von 75 % Holzhackschnitzeln 75 %, die Nutzung von Solarthermie 20 % und in Spitzenverbrauchszeiten ein Erdölkessel Erdöl 5 % der Gesamtenergie bereit. Die Energie nutzt der Bereitstellung von Warmwasser und Heizungswasser. Von der Idee bis zur erfolgreichen Umsetzung vergingen etwa 5 Jahre. Nach und nach, besonders aufgrund der jetzigen Energiesituation, schließen sich immer mehr Haushalte an. Hätten die Verbandsgemeindewerke dies geahnt, würden heute noch größer dimensionierte Wärmeleitungen bereitstehen.
In der Ortsgemeinde Kappel im Hunsrück wohnen etwa 450 Personen. Die Idee entstand durch engagierte Bürger, die sich als Bürgerenergiegenossenschaft zusammenschlossen. Das schon vor dem Nahwärmenetz bestehende Biomassekraftwerk liefert 80 % und die Hackschnitzelverbrennung 20 % der benötigten Wärmenergie. Nach der persönlichen Umfrage im Ort, dem Aufstellen einer Finanzierung und Ausloten von Fördermöglichkeiten dauerte es lediglich gut 3 Jahre ab der Vorhabenidee. Die hohe Eigenleistung der Bürger und die gute Zusammenarbeit mit lokalen Firmen machten das Projekt zu einem Vorzeigemodell. Die Teilhabe an diesem Projekt als Mitglied in der Genossenschaft stieß nach und nach auf eine sehr hohe Akzeptanz. Als Teil der Genossenschaft nimmt jeder Haushalt mindestens 5.000 kWh Wärme ab, wobei ein älteres Einfamilienhaus bei rund 15.000 kWh liegt. Den versorgten Häusern ist es auch weiter möglich, ihre Pellet- und Holzöfen weiter zu betreiben. Es bedarf keiner Werbung, um weitere Personen noch anzuschließen. Dass es seit 2014 keine Kostenerhöhung, sondern noch eine Rückvergütung der Genossen vorgenommen wurde, spricht für sich. In naher Zukunft Jahr steht die erstmalige, moderate Kostenerhöhung u. a. aufgrund gestiegener Kosten für die Landwirte an. Dank des Projekts habe sich im Ort die Luftqualität merklich verbessert und der Zusammenhalt im Ort deutlich verstärkt. Es existierten nur Leerstände im Ort von Gebäuden, die nicht ans Nahwärmenetz angeschlossen seien. Nicht nur das heute weit verbreitete Homeoffice würde die Verantwortlichen heute dazu bewegen, die Verlegung von Glasfaser heute mit vorzunehmen.
Jedes Nahwärmeprojekt ist ein Fall für sich, das immer wieder Herausforderungen offenbart, die es zu lösen gilt. Die Chancen der Energie von der Region für die Region mit langfristig deutlich besser zu kalkulierenden Preisen sind nicht von der Hand zu weisen.
In Heimersheim wird eine zweite Veranstaltung folgen, welche folgende Themen aufgreift und die aktive Teilnahme von möglichst vielen Heimersheimerinnen und Heimersheimern bedarf:
- Aktueller Stand der Rückmeldungen
- Erfahrungsbericht der Besichtigung
- Weitere Verfahrensweise hinsichtlich der Umfrage
- Definition einer Projektgruppe
- Angebot, mit Bussen weitere Nahwärmeprojekte anzuschauen
Die Stadtverwaltung Alzey freut sich, die nächsten Schritte mit Heimersheim zu gehen und engagierte Leute in diesem Projekt zu haben.
Quelle: Stadtverwaltung Alzey