Der Klimaschutzplan 2045 der Bundesregierung gibt auch für den Gebäudesektor ein Klimaschutzziel vor: Bis zum Jahr 2030 soll dieser Sektor nur noch 67 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. Schnelles Handeln aller an der Wärmewende beteiligten Akteure (Kommunen, Energiewirtschaft, Wohnungswirtschaft, Privateigentümer…) ist erforderlich.
Das Ziel der Netto-Treibhausgasneutralität bis 2045 bedingt den Ersatz aller fossilen Brenn- und Kraftstoffe in Quartieren; dafür steht eine Reihe geeigneter Technologien zur Verfügung.
Anhand von Praxisbeispielen verdeutlichte die Veranstaltung "Fachtagung: Klimafreundliche und nachhaltige Wärmeversorgung in Quartieren" der Energieagentur Rheinland-Pfalz, wie sie erfolgreich eingesetzt werden können.
Jetzt zukunftsorientiert planen und handeln
In seiner Begrüßung schlug Dr. Rätz für die Kooperationspartner Kommunale Spitzenverbände den Bogen zum Kommunalen Klimapakt und machte deutlich, dass eine kommunale Wärmeleitplanung für Quartiere voraussetzt, dass die Kommunen personell und finanziell dazu auch tatsächlich in die Lage versetzt werden.
"Kommunen sollen Wärmeplanung jetzt angehen, um rechtzeitig zukunftsfähig zu werden – und nicht warten, bis sie es müssen!" Diesen Appell richtete Prof. Dr. Urban Weber in seiner Keynote an das Auditorium. Wärmeplanung sei für Kommunen eine Möglichkeit, ihre künftige Entwicklung zu steuern: indem sie Raumplanung und Energieplanung integriert betreiben. Wärmenetze böten Gewerbetreibenden und Bürger:innen dabei Versorgungssicherheit und Kostenstabilität, führte der Referent weiter aus.
Bürger direkt einbeziehen
Daria Paluch, Klimaschutzmanagerin der Verbandsgemeinde Wörrstadt, stellte im Anschluss vor, wie die Wärmewende im Quartier gelingen kann. Wörrstadt setzt dabei unter anderem auf Quartierskonzepte in den Kommunen und eine klimafreundliche Bauleitplanung. Über eine offen zugängliche Steuerungsgruppe werden auch die Bürger:innen von Beginn an in den Prozess einbezogen.
Auch die Öffentlichkeitsarbeit läuft Paluch zufolge vorbildlich: Neben Messen, Informationsabenden und speziellen Aktionen wie LED-Tauschtagen gibt es ein eigens für Klimaschutzthemen reserviertes Magazin der Verbandsgemeinde, die "Sonnenseiten". Für ihre Projekte hat die Verbandsgemeinde sogar den European Energy Award zugesprochen bekommen.
Quartier regenerativ versorgen
Ein Praxisbeispiel eines Quartierskonzepts stelle Michael Münch vor: ein Schulzentrum in Hamm an der Sieg. Münch untersucht mit seinem Team von der Transferstelle Bingen (TSB) die Auswirkungen eines Integrierten Quartierskonzepts, konkret die Umsetzung einer nachhaltigen und klimafreundlichen Wärmeversorgung durch Restholz aus einem Sägewerk. Allein beim Heizen werden nach ersten Schätzungen zukünftig ca. 14 Prozent des Energiebedarfs eingespart. Das entspricht 190.800 kWh im gesamten Quartier. Durch die Nutzung des Photovoltaik-Potenzials könnten zudem 88 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden
Basierend auf diesen Ergebnissen resümiert Münch, dass das Wärmeversorgungskonzept der mit Abstand größte Hebel für den Klimaschutz sei. Das von ihm präsentierte Quartierskonzept mache ein Nullemissions-Schulzentrum möglich. Und für ihn das Beste: "Die Investitionen finanzieren sich in einer Vollkostenrechnung von selbst", so Münch.
Die Kommunen forderte er auf, einen Ausstiegsfahrplan für fossile Brennstoffe in eigenen Einrichtungen zu erstellen. Die Wärmepotenziale zu erschließen und Pilotprojekte wie Wärmepumpen im Bestand anzuschieben, gehört für ihn ebenso dazu, wie eine klimafreundliche Bauleitplanung für neue- bzw. integrierte energetische Sanierungskonzepte bestehender Quartiere. Letztere werden bis zu 95 Prozent gefördert.
Nächste Tagung in Planung
Rund 70 Teilnehmern aus unterschiedlichsten Gebietskörperschaften waren den Vorträgen in der Veranstaltung gefolgt, die gemeinsam von der kommunalen Spitzenverbände und der Energieagentur des Landes organisiert wurde. Die Vorträge sind passwortgeschützt auf der Webseite der Energieagentur Rheinland-Pfalz abrufbar.
Die nächste Fachtagung wird sich um das Thema Kommunale Wärmeplanung drehen. Auch sie wird online angeboten, der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.
Interessierte orientieren sich hierzu am besten über den Veranstaltungskalender auf unserer Website der Energieagentur Rheinland-Pfalz oder sie abonnieren den Veranstaltungsnewsletter.