Der Fachverband Biogas hat die Biomassevergärungsanlage der Rhein-Hunsrück-Entsorgung (RHE) als Biogas-Anlage des Monats ausgezeichnet. Die Anlage in Kirchberg, welche 2021 ans Netz gegangen ist, erzeugt mit dem gewonnenen Gas über zwei Blockheizkraftmotoren mit einer installierten Leistung von 1,1 Megawatt jährlich eine Strommenge von 4,2 Gigawattstunden. Der Vergärungsprozess wird ausschließlich mit dem kommunalen Bioabfall durchgeführt, was in der Urkunde ausdrücklich hervorgehoben wird.
Thomas Lorenz, Vorstand der RHE, nahm die Auszeichnung gemeinsam mit Betriebsleiter Jochen Schäfer und Tobias Fichtel, techn. Mitarbeiter, aus der Hand von Christoph Spurk, Vizepräsident des Fachverbands Biogas, entgegen. Spurk betonte, dass es sich bei der Biomassevergärungsanlage um die erste Anlage dieser Art im Land handle, die der Verband auszeichnet.
Der Fachverband vertritt bundesweit Hersteller, Planer und Betreiber von Biogasanlagen sowie Vertreter aus Wissenschaft und Forschung, wie es auf dessen Internetseite heißt. Gegründet 1992, ist er mit mehr als 4.700 Mitgliedern Europas größter Zusammenschluss im Biogas-Segment.
Energetische Nutzung von Bioabfall
Insbesondere die energetische Nutzung im Rahmen der Biomassevergärung stellte Christoph Spurk als Alleinstellungsmerkmal heraus. Leider werde dieses energetische Potenzial an Strom und Wärme bei der Bioabfallbeseitigung noch viel zu selten genutzt.
Die Anlage in Kirchberg ist hingegen passgenau für die Zusammensetzung des Bioabfalls im Rhein-Hunsrück-Kreis konzipiert, erläutert Thomas Lorenz. Der RHE-Chef lobt in diesem Zusammenhang die vorbildliche Disziplin der Bürger im Rhein-Hunsrück-Kreis bei der Mülltrennung. Dadurch landeten nur wenige Fremdstoffe im wertvollen Bioabfall, was einen Einsatz in der Biomassevergärungsanlage erst ermöglicht.
Die überschüssige Abwärme wird für die umliegenden Betriebs- und Deponiegebäude genutzt und über eine Abgas-ORC-Anlage nachverstromt; die Effizienz der Anlage wird so noch gesteigert. Die Gärreste werden den Landwirten als Flüssigdünger zur Verfügung gestellt. Pro Jahr werden 2795 Tonnen CO2 vermieden.
Ganzheitlicher Ansatz der RHE
Im Jahr 2004 hatte sich der Rhein-Hunsrück-Kreis entschieden, die Abfallwirtschaft wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Zu diesem Zweck wurde die RHE als Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet. Vor rund zehn Jahren stieg die RHE dann auch im Bereich der Erneuerbaren Energien ein. Sowohl im Segment der Stromerzeugung, als auch im Rahmen der Wärmeversorgung ist man seitdem aktiv: So errichtete man etwa eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage auf dem ehemaligen Deponiegelände, außerdem betreibt die RHE drei eigene Heizzentralen, um Schulgebäude in Kirchberg, Simmern und Emmelshausen sowie zwei Seniorenheime mit Wärme zu versorgen. Das Brennmaterial der Heizzentren wird über eigene Baum- und Strauchschnittplätze eingesammelt.
Innovative Biogasanlage
Die neue Bioabfallvergärungsanlage reiht sich nahtlos in das Konzept der RHE ein, auf nachhaltige, regionale Stoffströme zu setzen. Nach 18 Monaten Bauzeit konnte die Anlage in Betrieb genommen werden; seither produziert sie Biogas für die Vor-Ort-Verstromung. Aus den über die kommunale Biotonne gesammelten Bioabfällen, wird so auf nachhaltige Art und Weise Strom erzeugt. Durch die flexible Fahrweise der Anlage kann immer dann Strom erzeugt werden, wenn Wind und Sonne gerade rar sind.
Dazu wird das zwischengespeicherte Methan-Gas in zwei Blockheizkraftwerken verbrannt und erzeugt so „grünen Strom“. Neben der Eigenversorgung können dadurch jährlich etwa 3,7 Millionen kWh Ökostrom in das allgemeine Netz eingespeist werden. Aus der Biotonne wird – ganz dem Motto der RHE entsprechend – eine Bio- „Energie“-Tonne.