Die dreijährige Laufzeit des Elektro-Dorfauto-Projektes wurde am 31. Oktober 2022 beendet. Hierbei standen sieben E-Dorfautos für die Bürgerinnen und Bürger in den am Projekt teilnehmenden Gemeinden von Seiten des Rhein-Hunsrück-Kreises zur Verfügung, ein weiteres Kraftfahrzeug (KFZ) wurde aufgrund der zahlreichen interessierten Gemeinden von der ehemaligen Verbandsgemeinde Simmern zusätzlich bereitgestellt. Da nach einem Jahr ein turnusmäßiger Wechsel der acht KFZ an weitere Standorte vorgegeben wurde, sollte das E-Carsharing planmäßig an 24 Standorten getestet werden. Weil teilweise mehrere benachbarte Gemeinden sich das Dorfauto in einem Betriebsjahr teilten, konnte letztendlich an insgesamt 32 Standorten die Alltagstauglichkeit der E-Mobilität wortwörtlich „erfahren“ und die gemeinsame Nutzung eines KFZ ausprobiert werden. Obwohl drei Monate nach Projektbeginn die Corona-Pandemie ausbrach und das Mobilitätsverhalten hierdurch allgemein stark eingeschränkt war, hat die Nutzung der Dorfautos die Erwartungen von Anfang an übererfüllt.
Mehr als eine halbe Million gefahrener Kilometer
Insgesamt wurden in den drei Projektjahren die acht E-Dorfautos mit einer Gesamtfahrleistung von 526.899 km bei 10.303 Einzelfahrten von den Bürgerinnen und Bürgern genutzt. Die durchschnittliche Fahrstrecke betrug 51 km je Buchung. Durchschnittlich wurden die Dorfautos 1,23 Mal pro Tag gebucht.
„Mein Dank gilt allen ehrenamtlichen Kümmerinnen und Kümmerern in den teilnehmenden Gemeinden, ohne deren unermüdlichen Einsatz unser gemeinsames Projekt nicht möglich gewesen wäre“, so Landrat Volker Boch. „Die Dorfautos wurden sehr pfleglich benutzt und es wurde Rücksicht in den Orten genommen, sodass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger das Probeangebot nutzen konnten. Außerdem gilt mein Dank der Stadt Boppard, den Verbandsgemeinden und den teilnehmenden Ortsgemeinden für die reibungslose Zusammenarbeit.“
Weiterhin dankt Landrat Volker Boch den Regionalreferenten der Energieagentur Rheinland-Pfalz, die das einmalige Pilotprojekt von Anfang an mit entwickelt und betreut haben und zahlreiche externe Anfragen beantwortet haben.
Vorbild für andere Kommunen
Das öffentliche Interesse in den teilnehmenden Orten, aber auch überregional war von Anfang an sehr groß. Das Dorfauto-Projekt wurde vom Landkreis Mayen-Koblenz mit ebenfalls acht KFZ übernommen, aber auch einzelne Gemeinden wie zum Beispiel Illerich im Kreis Cochem-Zell haben mittlerweile Dorfautos nach dem Vorbild des Rhein-Hunsrück-Kreises bereitgestellt.
Auch das bundesweite Medieninteresse war von Anfang an außergewöhnlich groß. Höhepunkt war ein Beitrag in den Tagesthemen am 31. August 2021. Anlässlich einer Reportage über die verkehrspolitischen Ziele der Parteien zur Bundestagswahl hat die ARD hierzu in Morshausen gedreht. Der Beitrag in den Tagesthemen beginnt und endet mit den Rhein-Hunsrücker Dorfautos als „Best-Practice-Beispiel".
Die Projektleitung durch Klimaschutzmanager Frank-Michael Uhle bei der Kreisverwaltung erhielt zahlreiches positives Feedback von den Nutzerinnen und Nutzern aus den Orten. Die Dorfautos wurden zu den unterschiedlichsten Zwecken genutzt, die der ganzen Bandbreite der üblichen Nutzungszwecke im ländlichen Raum entsprechen.
Auch der damalige Landes- und heutige Bundesverkehrsminister Volker Wissing lobte die E-Dorfautos: „Das Projekt verbindet individuelle Mobilität, Teilhabe und Umweltschutz und gibt zugleich eine Antwort, wie intelligente, zukunftsfähige Mobilität in ländlichen Regionen auch aussehen kann. Wir brauchen viele solcher Ideen, Versuche und Testläufe – gerade im ländlichen Raum“, erklärte Minister Wissing gemäß einer DPA-Meldung vom 3. März 2020.
Zahlreiche Nutzer haben auch das Feedback gegeben, dass sie sich nach der Fahrt mit dem E-Dorfautos eigene E-KFZ angeschafft haben oder dies noch beabsichtigen. Der dreijährige Projektzeitraum war bewusst in der erhofften Markthochlaufphase für E-KFZ in Deutschland geplant. Zum Projektstart Anfang Dezember 2019 waren 167 reine E-Fahrzeuge im RHK zugelassen. Zum Projektende November 2022 sind bereits 1.312 reine E-KFZ im RHK zugelassen. Auch die Anzahl der Hybridfahrzeuge ist im Projektzeitraum von 496 auf 1.656 angewachsen.
Ziel: Dauerhafte E-Dorfautos
Erklärtes Ziel des Projektes war von Anfang an, dass nach einer erfolgreichen Testphase in den Orten ein dauerhafter Betrieb von Dorfautos sowie eine möglichst kreisweite Ausweitung des Konzeptes angestrebt wird. Zu diesem Zweck hat der Kreistag am 14. Dezember 2020 zusätzliche Haushaltsmittel für die Weiterentwicklung des „Elektro-Dorfauto-Konzeptes 2.0“ mit dem Ziel der Verstetigung des Angebotes beschlossen. Diese sollen in Form von Betriebskostenzuschüssen für bis zu 20 Elektro-Dorfautos genutzt werden. Ortsgemeinden und Stadtteile, welche eigene E-Dorfautos für ihre Bürgerinnen und Bürger betreiben wollen, erhalten vom Landkreis für die Dauer von 24 Monaten einen monatlichen Betriebskostenzuschuss in Höhe von 250 Euro.
Aktuell liegen der Verwaltung Zusagen für insgesamt neun E-Dorfautos von der Stadt Boppard und weiteren Gemeinden vor. Problematisch ist dabei die lange Lieferzeit von derzeit rund 1,5 Jahren für neue E-Fahrzeuge, sodass frühestens im zweiten Quartal 2023 mit dem Betrieb der neuen, leistungsstärkeren Dorfautos gerechnet werden kann.
Landrat Volker Boch und Klimaschutzmanager Frank-Michael Uhle rufen alle Städte und Gemeinden im Landkreis dazu auf, sich am „E-Dorfauto-Projekt 2.0“ zu beteiligen. Aktuell können für maximal elf weitere Dorfautos Betriebskostenzuschüsse gezahlt werden.