Schon die Jüngsten schaffen Lebensräume
Salzstangen als Würmer, Rosinen als Käfer. Wenn Klaus Altmeyer Kindern von der Ernährung heimischer Vögel erzählt, dann gestaltet er das plastisch – und schmackhaft. Das dürfte einer der Gründe sein, warum seine regelmäßigen Besuche in der Kita Weltentdecker im pfälzischen Friedelsheim so beliebt sind. „Der Klaus kommt, ich will mitmachen!“, hört die Erzieherin Martina Renner dann aus vielen Kehlen. Klaus Altmeyer ist einer der Kita- Naturbotschafter:innen, die der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und NRW ausbildet.
Klima- und Naturschutz sind ihnen schon lange wichtige Themen, heißt es aus dem Team der kommunalen Kita. Deshalb sei man sofort sehr angetan gewesen, als Naturbotschafter Altmeyer seine Mitwirkung angeboten hat. Das war vor mehr als einem Jahr. Zuvor hatte der Elektroingenieur im Ruhestand eine rund anderthalbjährige Ausbildung beim NABU absolviert.
Die Themen rings um Biodiversität stehen im Fokus des Naturbotschafter-Projektes, berichtet Projektkoordinator Robert Egeling. „Wir wollen Kinder mit dem Naturerleben zusammenbringen – und über die Kinder das Thema in das Wohnumfeld tragen“, sagt er. Ganz wichtig seien dabei konkrete Maßnahmen auf den Kita-Geländen: Blühstreifen, Totholz, Erdhügel für Wildbienen, Wildstaudenbeete, Nisthilfen für Insekten . . .
Den Bau solcher Insekten-Kinderstuben hat Klaus Altmeyer in Friedelsheim schon mit den Kindern praktiziert. Außerdem wurden Futterhäuschen für Vögel gebastelt – unter handwerklicher Mithilfe der Eltern – und beim Weihnachtsbasar verkauft. Das Engagement der Eltern, ganz konkret und finanziell über einen Förderverein, lobt der Kita-Naturbotschafter ausdrücklich.
Memory und Vogelgezwitscher
Angefangen hat er mit Rätselspielen, wie Memory: Vögel erkennen, anhand von Bildern (Wer ist denn das?), aber auch an ihren Stimmen (Wer piept denn hier?). Jetzt im Herbst steht bei den Friedelsheimer Weltentdeckern eine Waldwoche an. Da werden bunte Blätter gesammelt, Kienspäne vorgeführt (früher die Kerzen armer Leute) und über Tiere im Wald und im Wasser gesprochen.
Was sich in einem Baum vollzieht, hat Altmeyer bereits bei einer Bastelaktion deutlich gemacht. Dass „der Boden lebt“, zeigt sich unter anderem am Inhalt eines scheinbar leeren Marmeladenglases unter bis zu 400-facher Vergrößerung.
Ein Blühstreifen soll vom kommenden Jahr an die Biodiversität weiter fördern – als Eltern-Kind-Aktion. Dessen Anlage musste warten, weil die Kita derzeit erweitert wird. Geplant ist auch der Bau einer Eidechsenburg mit Resten aus einem nahegelegenen Steinbruch.
Spielen, singen, toben, tanzen
Die nächste Generation heranführen an Umweltthemen, das ist das Ziel des Kita-Naturbotschafter-Projekts und auch Triebfeder für Klaus Altmeyer: „Themen setzen und auch durchhalten“, will er, „nicht in erster Linie Wissensvermittlung – wir wollen nicht Schule vorwegnehmen. Freude und Interesse an und in der Natur wecken, Zusammenhänge deutlich machen: Das wollen wir. Dazu gehören auch spielen, singen, tanzen und austoben lassen.“
Martina Renner und das Kita-Team in Diensten der Verbandsgemeinde Wachenheim sind jedenfalls begeistert „von der tollen Unterstützung“. Alle zwei Wochen dienstags ist Altmeyer vor Ort. Dass sein Engagement Wirkung zeigt, hat er schon aus Rückmeldungen von Eltern erfahren: „Die Kinder kommen nach Hause und sagen: ,Der Schotter im Vorgarten ist aber nicht so gut, hat der Klaus gesagt.‘“
Info: Kita-Naturbotschafter:innen
- „Menschen in der nachberuflichen Lebensphase“ sucht der NABU. Sie werden ausgebildet über einen Zeitraum von rund eineinhalb Jahren mit acht ganztätigen Workshops.
- Jedes Jahr stehen zwölf Schulungsplätze in den Regionen Trier, Landau und Bingen zur Verfügung.
- Die Teilnahme ist kostenlos, dank Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Landesumweltministerium (MKUEM).
- Ihre Kitas suchen sich die Naturbotschafter:innen selbst, bereits nach dem dritten Workshop.
- Bewerber sollten neben Engagement viel verfügbare Zeit mitbringen, sowohl in der Kita selbst, als auch bei der Vorbereitung ihrer Angebote.
Weitere Informationen beim Projektbüro: NABU-Zentrum Rheinauen, Mainzer Str. 302, 55411 Bingen , Tel. 06721-3509160, Mail: kontakt@NABU-Rheinauen.de