Das traditionsreiche Weingut Stolleis war sofort interessiert, als es von der Möglichkeit hörte, einen Energieberater durch den Betrieb zu führen und mögliche Tipps für weitere Energieeffizienzmaßnahmen zu bekommen. "Mein Vater hat sich schon jahrelang immer wieder mit Maßnahmen zur Einsparung und effizientem Einsatz von Energie beschäftigt", sagt Junior-Chef Hans-Christoph Stolleis. "Wir heizen mit einer Pelletsanlage, sammeln Regenwasser in großen Tanks und haben 2011, als wir das Dach unserer Lagerhalle gedämmt haben, für die eigene Stromerzeugung eine Photovoltaikanlage mit 60 Kilowattstundenpeak gebaut", nennt er einige Beispiele.
Zum Auftakt der Energiekarawane mit Vor-Ort-Energiechecks, die die Stadt Neustadt an der Weinstraße im März 2021 gemeinsam mit der Energieagentur Rheinland-Pfalz Betrieben vor Ort anbietet, verschaffte sich Energieberater Christian Persohn einen genauen Überblick über das Weingut Stolleis. Die Energieverbrauchsdaten der zurückliegenden Jahre für Betriebsstätten und angrenzende Wohngebäude auf dem Weingut hatte er bereits zuvor zugesandt bekommen und ausgewertet. "Auch die Lastgänge über das Jahr hinweg berücksichtigen wir natürlich bei unseren Beratungen", so der Spezialist Persohn. Ein großer Energiefresser in Weingütern sind die Kühlsysteme des Flaschenlagers, so auch im Weingut Stolleis. "Die Umstellung auf Handbetrieb - also manuelles Ein- und Ausschalten nach Bedarf statt automatischem Betrieb - hat den Stromverbrauch hier im Weingut bereits deutlich gesenkt, aber man sieht natürlich im Herbst den starken Kühlungsbedarf an der Verbrauchskurve."
Mehr Wasserverbrauch aufgrund der Trockenheit - allmähliche Umstellung bei Traubensorten
Der Wasserverbrauch ist in vergangenen Jahren stark angestiegen. Den Klimawandel spüre man bereits deutlich, erzählt Hans-Christoph Stolleis. Junge Weinberge müssten deutlich mehr bewässert werden als früher. "Auch einen Mammutbaum in unserem Garten haben wir durch sehr starkes Wässern versucht zu retten", ergänzt Senior-Chef Peter Stolleis als Erklärung für die stark angestiegenen Verbräuche.
Das Traubensortiment passe man allmählich den gestiegenen Durchschnittstemperaturen an, so pflanze man inzwischen eher Merlot und Cabernet Sauvignon statt Riesling in den zentralen Lagen. "Riesling wird eher in schattigeren Randlagen neu gepflanzt", so der Junior-Chef. Allerdings sei eine Sortenumstellung natürlich ein längerer Prozess, denn Weinberge würden für ca. 40 Jahre angelegt.
Möglichkeiten für Energieeinsparungs- und Effizienzmaßnahmen "auf den ersten Blick"
Schon bei der Bestandsaufnahme während des Rundgangs durch den Betrieb fallen dem Energieberater Ansatzpunkte für weitere Energieeinspar- und -effizienzmaßnahmen ins Auge, die relativ einfach und unaufwändig umsetzbar wären: Sommerlicher Wärmeschutz an Fensterfronten oder der Austausch von älteren Toren zu Lager- und Produktionshallen. Auch eine Glasbaustein-Front in der Produktionshalle sollte nach Möglichkeit umgestaltet werden: "Glasbausteine sind das schlimmste, was man energetisch machen kann." Weiterhin zeigt Persohn Optionen für die Optimierung von Kühlungsprozessen auf, etwa mit einer intelligenten Kopplung an die Photovoltaik-Anlage. "Neue PV-Anlagen erzeugen Strom inzwischen zu einem Preis von sieben Cent pro Kilowattstunde - im Vergleich dazu kostet der Bezugsstrom aus dem Netz circa 24 Cent", macht er auch das monetäre Einsparpotenzial deutlich.
Auch die Möglichkeit, die Eigenstromerzeugung mit E-Mobilität zu koppeln, spricht der Energieberater an. Pellets für die Heizung wären möglicherweise durch eine solarthermische Heizungsunterstützung einzusparen, notiert sich Persohn zur Prüfung. "Ein Durchchecken des Heizungssystems, damit auch wirklich überall dort Wärme ankommt, wo man sie braucht, ist immer auch eine Möglichkeit, um die Effizienz zu steigern." Diese so genannten hydraulischen Abgleiche würden eher selten von Heizungsbauern gemacht.
Nach der Betriebsbegehung stellt der Energieberater nun eine Liste für Familie Stolleis zusammen mit einer Übersicht über die möglichen Energieeffizienz-Maßnahmen in ihrem Weingut. "Für uns war schon alleine der Rundgang sehr spannend und informativ", so Hans-Christoph Stolleis über die Betriebsbegehung mit dem Energieberater.
Weitere Unternehmen, die an einem kostenfreien Energiecheck im Rahmen der Energiekarawane Gewerbe interessiert sind, können sich telefonisch informieren und anmelden unter 0631-34371-125.