Beim Schutz vor Hitze ist Neustadt führend

Blick auf das Hambacher Schloss in Neustadt, Bild: Energieagentur Rheinland-Pfalz

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Neustadt an der Weinstraße ist einem kürzlich vorgestellten „Hitze-Check“ der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zufolge ganz vorn in  Rheinland-Pfalz.  Unter 190 untersuchten deutschen Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern belegt Neustadt im Ranking Platz 20.

Gute Noten gab es vor allem beim Thema Versiegelung und auch beim Grünvolumen. In Rheinland-Pfalz ist Neustadt die einzige Stadt, die bei der Gesamtbewertung von der DUH mit „Grün“ eingestuft wird.  

Martina Annawald, Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung und Bauwesen, nennt das Ergebnis „natürlich erst mal sehr erfreulich. Ich denke, das hat viel mit unserer Siedlungsstruktur mit den Weindörfern und den großen Waldflächen zu tun, aber eben auch mit der Zurückhaltung bei der Entwicklung neuer Baugebiete in den letzten Jahren.“

Marcel Schwill, Leiter der städtischen Stabsstelle Klimaschutz, Klimaanpassung und nachhaltige Entwicklung, zeigt sich überrascht von der so positiven Bewertung, nennt gleichwohl eine Reihe von positiven Maßnahmen und Entwicklungen. Seine jüngst im Stadtrat präsentierte Zwischenbilanz in Sachen kommunaler Klimaschutz habe zugleich deutlich gemacht, dass das Tempo in Neustadt gesteigert werden müsse.

Zwei derartige Maßnahmen sind das „Flächenrecycling“ in der Kernstadt und die Aufwertung des Grünzugs Wallgasse, heißt es von der Stadt. Über die „KIPKI“-Mittel des Landes fördere Neustadt die Entsiegelung von Privatgrundstücken und das Begrünen von Hausdächern. Auch der städtische Umweltpreis 2024 honoriere dies; Thema ist die Entsiegelung von Schottergärten.

Immer mehr heiße Tage

Mit extremen Wetterphänomenen hatten  zahlreiche Kommunen in den vergangenen Jahren zu kämpfen. In Neustadt an der Weinstraße ist die Durchschnittstemperatur im Zeitraum von 1881 bis 2023 bereits um 1,8 Grad Celsius angestiegen – dieser Wert liegt leicht über dem Landesdurchschnitt. Außerdem wird eine erhöhte Anzahl heißer Tage verzeichnet. Durch aufeinanderfolgende Trockenperioden wird die Grundwasserneubildung gestört, der Grundwasserpegel wird sinken.

Die Stadt rechnet damit, dass diese klimatischen Veränderungen zukünftig vermehrt zu gesellschaftlichen Problemen führen werden. Daher liege ein wichtiger Schwerpunkt der Klimaanpassung im Aufbau der blauen Infrastruktur. Auf den Wasserkreislauf Einfluss nehmen bedeutet: Entsiegelungen, das Rückhalten von Regenwasser, renaturieren von Oberflächengewässern.

Wasserbilanz und viel Wille

Astrid Schamber vom Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen bewertet die Wasserplanung als „in Zukunft zunehmend schwieriger, sowohl im Hinblick auf häufigere Starkregenereignisse, als auch Dürre- und Hitzeextreme“. Notwendig seien vor allem „gute Kenntnisse der vorhandenen und benötigten Wassermengen, interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Verwaltungen und viel (politischer) Wille“.

Auf dem Weg zur „Schwammstadt“ soll unter anderem eine breitflächige Versickerung dazu beitragen, das Stadtklima durch erhöhte Verdunstung herunter zu kühlen. Hochwasservorsorge und der Umgang mit Starkregen fallen zusätzlich unter die „blaue Infrastruktur“.

Die sogenannte Schwammstadt ist ein Konzept der Stadtplanung, das zahlreiche (über das gesamte Stadtgebiet) verteilte Flächen zur Versickerung, Verdunstung und Rückhaltung von Regenwasser schafft. Bildlich gesprochen saugt die Stadt das Regenwasser auf und speichert es wie ein Schwamm. So kann ein naturnaher Wasserkreislauf wiederhergestellt werden, welcher die Kanalisation entlastet und Grundwasser neu bildet. Die Stadt wird durch das vorhandene Wasser gekühlt und das Risiko für Überflutungen und Hochwasser sinkt durch die vielen Versickerungsmöglichkeiten.

„Ehre und Verpflichtung“

Neustadts Umweltdezernentin Waltraud Blarr kommentiert laut städtischer Pressemitteilung das Ranking so: „Die Ehre, deutschlandweit eine Platzierung unter den ersten 20 erreicht zu haben, sollte uns zugleich Verpflichtung sein. Vieles ergibt sich aus der Siedlungsstruktur, sicher aber auch aus den Bemühungen der letzten Jahre in Bezug auf die Förderung des Stadtgrüns.“

Weitere positive Impulse seien durch die Konzeption der Landesgartenschau 2027 zu erwarten, so Martina Annawald. Und Klimaschutzmanager Schwill ergänzt: „Mit der Erstellung der Stadtklimaanalyse und des Klimaanpassungskonzepts legen wir den Grundstein für eine weitere positive Entwicklung.“

Weitere Informationen gibt Marcel Schwill, Tel.: 06321 - 855-1350, E-Mail marcel.schwill@neustadt.eu.