„Der größte Aha-Effekt ist erzielt worden, weil jeder Teilnehmende sein alltägliches Privat- und Berufsleben im Hinblick auf seine eigene CO2-Bilanz hinterfragte und dokumentierte. Und er erkennen konnte, welche Maßnahme welche Energieeinsparung bringt.“ Dieses Fazit zieht Dr. Christiane Döll, Beigeordnete der Stadt Ingelheim und in dieser Funktion auch für den Umweltschutz zuständig. Sie sieht in der zuletzt durchgeführten „Klima-Coach-Aktion“ ein sehr gutes Instrument, um die Beschäftigten in der Verwaltung stärker für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren.
Klimaschutz ist für Ingelheim schon deshalb ein Kernthema, weil die vor allem durch ihre Rotweine berühmte Weinbaukommune (und deren Winzer) an optimalen klimatischen Bedingungen interessiert ist. Dieses Bewusstsein – insbesondere in puncto CO2-Reduktion – auch im administrativen Bereich der Stadt (insgesamt annähernd 40.000 Einwohner) allmählich zu verankern, förderte die jüngste Klima-Coach-Aktion.
Acht Teams machten sich auf „die Suche“ und nach vier Wochen lautete die Bilanz: 2.800 Kilogramm Kohlendioxid eingespart. Dies entspricht der CO2-Menge, die beim durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch eines Fünf-Personen-Haushalts anfällt. Allein 465 kg (weniger) erzielte eine Mitarbeiterin dadurch, dass sie anstatt mit ihrem Auto mit dem Zug in den Urlaub reiste – und seitdem auch mehr das Fahrrad und den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzt.
Erhebliche CO2-Einsparungen sind möglich
Genau diese Zielsetzung hat der Klima-Coach der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Dieses Online-Tool (für jeden zugänglich) zeigt den Nutzern die Möglichkeiten des CO2-Sparens im Büro, zu Hause und in der Freizeit auf. „Hier erreichte Veränderungen im Nutzerverhalten bieten ein Energieeinsparpotenzial von bis zu 20 Prozent“, sagt Diplom-Ingenieurin Claudia Lill, für die Energieagentur Rheinland-Pfalz als Referentin Nachhaltigkeit & Suffizienz tätig. Und sie verweist darauf, dass die Kommunen zweifelsfrei die „Schlüsselakteure“ im Klimaschutz seien.
Klimabüro, Funktionskarten, E-Mobilität
In Ingelheim hat diese Erkenntnis fruchtbaren Boden gefunden. Dort bündelt ein „Klimabüro“ jegliche Aktivität zu diesem Thema. Aktuell werden „Klimafunktionskarten“ erstellt; sie fließen in eine Aktualisierung des Flächennutzungsplanes ein. Damit wollen Stadtspitze und Stadtrat sicherstellen, dass im Rahmen der städtebaulichen Entwicklung Frischluftschneisen erhalten und Kaltluft-Entwicklungsgebiete baulich unberührt bleiben. In diesem Zusammenhang lassen sich auch Hitze-Hotspots lokalisieren.
Ferner arbeitet das Dezernat von Dr. Döll an einem E-Mobilitätskonzept, inklusive der dazu notwendigen Infrastruktur. Weiterhin beinhaltet es die entsprechende Umrüstung des städtischen Fuhrparks und den Kauf von E-Bussen.
Gleichzeitig soll ein Förderprogramm für die Bürgerinnen und Bürger den Weg zur CO2-freien Stadt beschleunigen. Konkret geht es um energetische Gebäudesanierungen, aber auch um Maßnahmen zur Dach- oder Fassadenbegrünung, das Errichten einer Zisterne sowie das Anschaffen eines Lastenfahrrads.
Nach den Plänen von Dr. Christiane Döll soll der Stadtrat 2021 einen „Masterplan CO2-neutrales Ingelheim“ verabschieden. Er werde Bestandteil des ebenfalls noch zu erstellenden „Leitbildes 2032“ sein. Ob es in diesem Jahr auch noch eine erneute Klima-Coach-Aktion geben wird, ließ die Beigeordnete offen.
Ansprechpartner
Direkter Ansprechpartner ist Roland Beek, Leiter Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Ingelheim, Telefon 06132 782 167, E-Mail: roland.beek@ingelheim.de
Best-Practice-Serie "Kommunen Machen Klima"
Klimawandel und Energiewende sind Herausforderung und Chance zugleich. Den Kommunen kommt bei ihrer Bewältigung eine zentrale Rolle zu – sie gestalten mit ihren Entscheidungen, Maßnahmen und Projekten die Zukunft ihrer Bürgerinnen und Bürger. Und sie sind in vielen Fällen Vorbilder beim Einsatz für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt.
Eine Reihe von besonders gelungenen Beispielen präsentieren wir regelmäßig im Rahmen der Serie "Kommunen Machen Klima": erfolgreiche Projekte, innovative Lösungen, ermutigende Erfolge, Chancen für die Zukunft. Alle zwei Wochen, immer dienstags finden Sie hier einen neuen Beitrag – verbunden mit der Hoffnung, dass die vorgestellten Taten möglichst viele Nachahmer finden werden. Denn der interkommunale Austausch kann Klimaschutz, Energiewende und eine klimaangepasste Entwicklung beflügeln. Kurz: Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht!
Auch diese „Best-Practice“-Serie ist eine Gemeinschaftsaktion. Sie wird getragen von Landkreistag, Gemeinde- und Städtebund, Städtetag und der Energieagentur Rheinland-Pfalz, unterstützt vom Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen.