Auszubildende als Akteure und Multiplikatoren für den kommunalen Klimaschutz zu gewinnen, das ist das Ziel im Projekt „Kommunale Klimascouts – Azubis für mehr Klimaschutz“ (AzuKlim). Das Deutsche Instituts für Urbanistik (Difu) initiierte das bundesgeförderte Projekt, in dem Auszubildende aus Kommunen und kommunalen Betrieben für Unterstützung beim kommunalen Klimaschutz qualifiziert werden und etabliert es gemeinsam mit Partnern in ganz Deutschland in den unterschiedlichen Regionen. Die teilnehmenden Azubis arbeiten Ideen für mehr Klimaschutz in den Kommunen zu Projekten aus, die dann im besten Fall umgesetzt werden und so den Klimaschutz stärken.
Im Herbst 2021 startete die erste Reihe des deutschlandweiten Projekts in sechs Regionen. Die Energieagentur Rheinland-Pfalz koordinierte in dieser ersten Projektphase als Kooperationspartner des Difu die interessierten und teilnehmenden rheinland-pfälzischen Kommunen.
Von Schulungen zu Klimascouts bis zu umsetzungsreifen Projektskizzen in 12 Wochen
Insgesamt 20 Auszubildende aus neun Kommunen in Rheinland-Pfalz, einem Stadtwerk sowie vom Bezirksverband Pfalz ließen sich im Herbst 2021 zunächst von Experten des Difu zu „Kommunalen Klimascouts“ ausbilden. In fünf Schulungsmodulen bekamen die Azubis neben fachlichem Input zu Klimakrise, kommunalem Klimaschutz und Handlungsmöglichkeiten im Alltag „Handwerkszeug“ in den Online-Schulungen mit auf den Weg, an dessen Ende die Umsetzung eigener Projekte stehen sollte.
Sechs Wochen Zeit hatten die Auszubildenden in der Folge, in Kleingruppen ihre Ideen zu verfeinern und für die Umsetzung Projektskizzen zu verfassen, bei denen Mentoren aus ihren eigenen Verwaltungen – zum Beispiel Mitarbeiter:innen aus dem Bereich Klimaschutz oder Umwelt – für Rücksprachen bereitstanden. „In einer weiteren Online-Sitzung stellten die Auszubildenden nach diesem Ausarbeitungszeitraum den anderen Azubis sowie der internen Jury aus Experten des Difu und der Energieagentur des Landes ihre Projektskizzen vor“, schildert Projektleiterin Isa Scholtissek von der Energieagentur Rheinland-Pfalz das Vorgehen. „Hier bekamen alle Teams Rückmeldungen zu ihren Ansätzen und Vorgehensweisen sowie weitere Tipps, zum Beispiel dazu, wie ihre Skizzen verfeinert werden könnten oder welche Klimaschutzaspekte noch herauszuarbeiten waren.“ Weitere sechs Wochen später, also bis Mitte Februar, waren die End-Ausarbeitungen der Projekte fertigzustellen.
Drei Projektausarbeitungen im AzuKlim-Bundeswettbewerb
Acht Azubi-Teams aus Rheinland-Pfalz reichten ihre Projekte ein. „Die große Vielfalt und Kreativität bei den entstandenen Ideen hat uns sehr darin bestärkt, das Projekt weiterzuführen und nach Möglichkeit zu einem permanenten Angebot zu machen“, so Scholtissek. „Bei den jungen Verwaltungsmitarbeitern und -mitarbeiterinnen Begeisterung zu entfachen und über ihre Projekte das Bewusstsein für Möglichkeiten jedes Einzelnen beim Klimaschutz in den Kommunen zu stärken, erscheint vielversprechend und sehr sinnvoll.“
Über die Möglichkeit hinaus, bei sich vor Ort den Klimaschutz zu stärken, erhalten einige der kreativen AzuKlim-Teams die Möglichkeit größerer bundesweiter Aufmerksamkeit für ihr Projekt und ihre Kommune. Drei der Projekte aus der rheinland-pfälzischen Runde gehen in den Bundeswettbewerb AzuKlim ein. Die drei besten Projekte auf Bundesebene werden voraussichtlich im Juni gekürt und mit Geldpreisen von je 3000 Euro ausgezeichnet, die in weitere kommunale Klimaschutzprojekte fließen sollen. Die Gewinnerteams werden bei der Kommunalen Klimaschutzkonferenz in Berlin Ende des Jahres ausgezeichnet.
„Es war nicht einfach, die drei besten Projekte auszuwählen, denn alle unsere Klimascouts haben sich viele Gedanken gemacht und gute Ausarbeitungen ihrer Ideen vorgelegt“, sagt Sabine Nicklas von der Energieagentur Rheinland-Pfalz. „Letztlich haben sich die Teams mit ihren Projektskizzen für den Bundeswettbewerb qualifiziert, die sehr gut schildern, in welcher Form und welchem Ausmaß das jeweilige Projekt zum Klimaschutz beiträgt, zum Beispiel durch Energieeinsparungen und – effizienz. Gleichzeitig ist es sehr wichtig, dass das Projekt bestenfalls einfach und ohne großen Aufwand in der eigenen Kommune umgesetzt und in anderen Kommunen nachgeahmt werden kann.“
Mit ihrem Engagement im Projekt AzuKlim haben es die teilnehmenden Azubis aus den Kommunen Montabaur und Neuwied im Norden von Rheinland-Pfalz sowie des Bezirksverbands Pfalz aus dem Süden in die nächste Runde geschafft. Ihre Projekte werden im Bundeswettbewerb mit jeweils drei Projekten aus den anderen fünf Regionen, die in der ersten Runde von AzuKlim bei den sogenannten „Front-Runnern“ dabei waren, verglichen.
Nächste Klimascout-Schulungen im Herbst 2022 – Anmeldungen ab sofort möglich
Interessierte Kommunen, deren Auszubildende an der nächsten Projektrunde AzuKlim teilnehmen wollen, können sich bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz anmelden. Bis zu 30 Auszubildende können an der Reihe, die von Oktober 2022 bis Ende Januar 2023 terminiert ist, teilnehmen.
Koordiniert und durchgeführt wird diese zweite Schulungsreihe von der Energieagentur Rheinland-Pfalz, das Difu koordiniert die bundesweiten Partner und steht weiterhin begleitend zur Seite. Anmeldungen sind bis zu den Sommerferien, also Ende Juli, möglich und werden nach dem Eingang der verbindlichen Unterlagen zur Teilnahme berücksichtigt. Die Teilnehmerzahl sollte 30 nicht überschreiten.
Termine für die Online-Schulungen zu „Klimascouts“:
Mittwoch, 12.10.2022, 15:00 bis 17:00 Uhr
Modul 1: # Klimakrise: verstehen und begegnen
Donnerstag, 13.10.2022, 15:00 bis 17:00 Uhr
Modul 2: # Jetzt wird’s konkret: Klimaschutz kommunal
Freitag, 14.10.2022, 9:30 bis 11:45 Uhr
Modul 3: # CO2 challengen: handeln im Arbeitsalltag
Montag, 17.10.2022, 9:30 bis 11:30 Uhr
Modul 4: # DIY: fit fürs eigene Projekt
Montag, 17.10.2022, 13:30 bis 16:00 Uhr
Modul 5: # Ideen-Werkstatt: gemeinsam kreativ
Donnerstag, 8. Dezember 2022: Projektpitch
Bis Ende Januar 2023: Abgabe der Projektskizzen.
Die AzuKlim-Projekte im Bundeswettbewerb:
Stadt Neuwied: „Dat es keen Mull“
Lisa Höfer, Azubine der Stadt Neuwied, geht mit ihrer Projektausarbeitung „Kinder entdecken Upcycling - Dat es keen Mull“ als eines der drei ausgewählten Projekte in Rheinland-Pfalz in den Bundeswettbewerb. Es handelt sich um ein Projekt zur Vermittlung von klimafreundlichen Perspektiven im Alltag und soll Kinder sowie ihre Eltern bezüglich ihres ökologischen Fußabdrucks sensibilisieren. Durch die kreative Gestaltung des täglich produzierten Abfalls wird auf spielerische Art das Bewusstsein für das Thema geschaffen. In einer Bastelaktion der Kinder soll zuvor durch deren Eltern gesammelter Plastikmüll im Sinne des „Upcyclings” neues Leben eingehaucht werden. Der Abfall wird aus dem alltäglich anfallenden Haushaltsmüll der Familien bezogen.
Die Umsetzung des Projekts erfolgt in Kooperation mit dem erst kürzlich gegründeten Verein ReThink e. V., der sich auf ressourcenschonende Lebensweisen spezialisiert hat, unter anderem Upcycling. Unterstützt wurde Lisa Höfer durch die Klimaschutzmanagerin Dr. Zuhal Gültekin.
Verbandgemeinde Montabaur: „Eco not Ego“
Für die Verbandsgemeinde Montabaur gingen die Azubis Emily Mitschke, Lea Katharina Höber und Sandra Schäfer gemeinsam an den Start. Mit ihrem Projekt "Eco not Ego" wollen sie mit Hilfe einer Sticker Aktion, der Einführung eines Newsletters und Ecosia als Standardbrowser die Kolleginnen und Kollegen der Verbandsgemeindeverwaltung zum Klimaschutz animieren. Sticker und Newsletter sollen als kleine Reminder den Arbeitsalltag begleiten.
Durch die Gestaltung und das Anbringen klimafreundlicher Sticker sollen die Mitarbeiter:innen animiert werden, Ressourcen wie Strom und Papier einzusparen. Zudem wird ein Newsletter für die Belegschaft eingeführt, der einmal im Monat per E-Mail Tipps und Tricks zum Stromsparen gibt sowie auf lokale Veranstaltungen und Aktionen aufmerksam macht. Auf die klimaneutrale Suchmaschine „Ecosia“ als Alternative zu anderen Suchmaschinen wird außerdem hingewiesen.
Wichtig waren für das Azubi-Team die Entwicklung eines Projektes, das für jeden Verwaltungsmitarbeiter:innen umsetzbar ist und dies keinen Mehraufwand bedeutet. „Es freut uns sehr, dass die Projekte so gut angenommen wurden, und dass wir so einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten können“, sagen die Azubis. Max Weber, Klimaschutzmanager der VG Montabaur und Mentor der Azubis, freut sich mit den drei Azubis über die Nominierung.
Bezirksverband Pfalz: „Make the bee great again!“
Lena Simon und Yara Frankfurter, Azubi und FSJlerin beim Bezirksverband Pfalz, stellen in ihrer Projektskizze die Bedeutung von Klimaschutz für Artenschutz heraus und lassen die Biene zur „Klimabotschafterin“ werden: Mit Schulklassen und Lehrerinnen und Lehrern haben sie unter dem Titel „Make the bee great again“ Projektvormittage vorgesehen, an denen Zusammenhänge vermittelt werden und als Ergebnis Blühflächen in Gärten, auf Schulhöfen und Parkplätzen entstehen. Aus regionalen Materialien werden Samenbomben selbst hergestellt und auch den Verwaltungsmitarbeitern mit Informationen zu den Hintergründen zur Verfügung gestellt. Ganz konkret sind die Projekttage am Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation für April 2022 geplant.