Unabhängigkeit von fossiler Energie - Teil 3: Mobilität
In unserer Reihe „Energie-Umdenken“ beschäftigten wir uns mit der Frage, wie wir uns aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern lösen können und geben Tipps, um den extrem hohen Energiepreisen entgegenzuwirken.
Im 1. Teil der dreiteiligen Reihe „Energie-Umdenken“ haben wir Tipps zum Energiesparen und zur Energieeffizienz vorgestellt. Der zweite Beitrag informierte, was in puncto Strom- und Wärmeerzeugung getan werden kann. Ein Bonus-Beitrag gibt Tipps für zuhause und erscheint in den kommenden Tagen.
Im dritten Beitrag geht es um das Schwerpunktthema Mobilität.
Zwar dominieren im Straßenverkehr heute noch mit fossilen Kraftstoffen betriebene Fahrzeuge, aber immer häufiger sieht man es: das E am Ende des Nummernschilds, das viele Elektrofahrzeuge kennzeichnet. Nicht nur Bürgerinnen und Bürger, sondern auch Kommunen und Unternehmen nutzen zunehmend strombetriebene Fahrzeuge als Fortbewegungsmittel. Ob als E-Auto oder E-Scooter – Elektromobilität liegt derzeit voll im Trend. Insbesondere bei den horrenden Preisen, die derzeit an Tankstellen für Benzin oder Diesel gezahlt werden müssen, denken immer mehr über einen Umstieg nach.
Tipp 1: Weg vom Verbrenner - hin zu E-Mobilität
Dr. Peter Götting, Leiter der Lotsenstelle für alternative Antriebe bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz, rät zum Umstieg auf E-Fahrzeuge: „Die Umstellung von kommunalen und betrieblichen Fuhrparks auf Elektromobilität ist nicht nur ein Beitrag für mehr Klimaschutz im Verkehr. Sie kann auch positive wirtschaftliche Effekte haben und natürlich vergrößert sich die Unabhängigkeit von erdölexportierenden Staaten, wenn die Fahrzeuge ihre Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen.“
Auch Wasserstoff für den Antrieb von Brennstoffzellenfahrzeugen zu nutzen, ist eine Möglichkeit, um unabhängiger von fossilen Energieträgern zu werden. Aber die Herstellungsprozesse sind sehr aufwendig und es wird dabei deutlich mehr Strom benötigt als für den Betrieb von batterieelektrischen E-Fahrzeugen. Dies gilt auch für Fahrzeuge, die mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden.
Deshalb sind batterieelektrische Fahrzeuge die umwelt- und klimafreundlichste Wahl - das weiß beispielsweise auch die Ökumenische Sozialstation Rockenhausen / Alsenz-Obermoschel / Winnweiler, die ihren gesamten Fuhrpark mit 25 Dienstfahrzeugen nach und nach elektrifiziert. Bei einer Umstellung sollten Unternehmen oder Kommunen auch eigene Ladepunkte einrichten, sofern die Nutzung sinnvolle Ladepausen und -zeiten ermöglicht.
Nimmt eine Kommune die Planung und den Ausbau der Ladeinfrastruktur selbst in die Hand, dann kann sie direkt sicherstellen, dass alle Stadtteile bzw. Ortsgemeinden ausreichend abgedeckt sind und keine unnötige Ballung von Ladestationen innerhalb eines Quartieres auftritt. So handhaben es beispielsweise die Stadt Cochem und der Landkreis Cochem-Zell an der Mosel. Sie planen und finanzieren Ladepunkte vor Ort gemeinsam.
Tipp 2: Sektorenkopplung
Bestenfalls stammt der Strom an den Ladestationen aus erneuerbaren Energien: „Beim Laden an öffentlichen Ladestationen ist dies praktisch immer der Fall. Und auch auf dem Betriebsgelände ist dies sinnvoll – etwa mit einer eigenen Photovoltaikanlage“, schlägt Götting vor.
Entscheidend ist hierbei also eine Sektorenkopplung, was bedeutet, dass die Ladeinfrastruktur der E-Fahrzeuge mit erneuerbaren Energien versorgt wird. Der Strom sollte aus Quellen stammen, die vor Ort vorhanden sind – sprich Sonnen- und Windenergie.
Bei Ladepunkten in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Gelände ist die Unabhängigkeit besonders groß. Eine Photovoltaik-Anlage kann beispielsweise auch in Form einer Überdachung von Parkflächen realisiert werden – dann freuen sich die Mitarbeitenden außerdem über einen im Sommer schattigen und im Winter schneefreien Parkraum.
Jedoch müssen immer auch die Wirtschaftlichkeit sowie rechtliche Aspekte beachtet werden. Darüber informiert die neue Broschüre der Energieagentur Rheinland-Pfalz „Elektromobilität in Unternehmen: Wirtschaftlich, nachhaltig, rechtssicher“ (pdf, 4,6 MB).
Tipp 3: Wege vermeiden - Umweltverbund nutzen
Ob Kommunen oder Unternehmen - eine der sinnvollsten Möglichkeiten ist es, unnötige Wegstrecken zu streichen. Wo es möglich ist, können Kommunen und Unternehmen durch Homeoffice-Angebote und Digitalisierung der Arbeitswelt Wege vermeiden bzw. reduzieren.
Lassen sich Wege nicht vermeiden, können Kommunen und Unternehmen die Mitarbeitenden dazu ermuntern, den Umweltverbund zu nutzen. Also beispielsweise durch Job-Tickets die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) stärken, Job-Fahrräder anbieten oder auch Leasing-Angebote für Elektro-Fahrräder ermöglichen.
Übrigens – wie viel Kohlenstoffdioxid (CO2) eingespart werden kann, wenn Fahrten ins Büro oder auch andere Strecken nicht mit dem Verbrenner zurückgelegt werden, sondern mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder anderen klimafreundlichen Alternativen, lässt sich einfach mit unserem CO2-Fahrten- und Homeoffice-Rechner herausfinden.
Ansprechpartner von der Lotsenstelle für alternative Antriebe bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz finden.
Kommunen finden Hilfestellung und Tipps in der Broschüre „Elektromobilität sinnvoll gestalten“ der Energieagentur Rheinland-Pfalz (pdf, 4,6 MB).
Für Unternehmen hat die Landesenergieagentur gerade die Broschüre „Elektromobilität: Wirtschaftlich, nachhaltig, rechtssicher“ (pdf, 3 MB) auf den Weg gebracht.
Fördermöglichkeiten für Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur finden.
Fördermittel für andere Mobilitätsthemen finden mit dem Fördermittelkompass.
Hintergrund
Schon vor dem Ukraine-Krieg waren die Energiepreise hoch, doch seit dem Einmarsch russischer Truppen in das osteuropäische Land explodieren in Deutschland die Preise für Gas und Öl geradezu. Der Anteil der aus Russland importierten Energie beträgt bei Gas 55 Prozent, 50 Prozent bei Kohle und 35 Prozent beim Öl - das sind rund 30 Mio. Tonnen pro Jahr alleine aus Russland.
Die Zahlen zeigen, wie abhängig Deutschland von den Importen und damit den Lieferanten fossiler Energieträger ist. Und der Ukraine-Krieg macht mehr als deutlich, wie wichtig eine energiepolitische Unabhängigkeit ist. Deshalb gilt es mehr denn je, den Ausbau erneuerbarer Energien zu forcieren. Denn nur mittels nachhaltiger Energiequellen kann Deutschland energiepolitisch unabhängig werden und gleichzeitig den Klimaschutz vorantreiben.